Digitaltag am Gymnasium Puchheim

Artikel zum Workshop für 5. Klassen, verknüpft mit einem Infoabend für Eltern

„Sei smarter als dein Smartphone“ / „Überlebenstipps für Eltern“

Puchheim. Den meisten Eltern kommt beim Namen „Bibi“ allenfalls eine kleine Hexe in den Sinn. Ihre Kinder allerdings denken eher an Bibi, die „Influencerin“, die mit Schminkvideos im Internet viel Geld verdient, denn Bibi hat acht bis zehn Millionen meist jugendliche Abonnenten. „Die“, weiß der Medienpädagoge Daniel Wolff, „bezahlen zwar nicht mit Geld, dafür aber mit ihrer Aufmerksamkeit und – viel schlimmer – mit ihren persönlichen Daten.“

Wie wertvoll diese für die großen Medienkonzerne sind, will der Digitaltrainer den Schülerinnen und Schülern der 5. und 6. Jahrgangsstufe des Gymnasiums Puchheim beim heutigen Projekttag vermitteln. „Wer Google, WhatsApp, Snapchat und andere Dienste nutzt, verschenkt als Gegenleistung persönliche Informationen“, erklärt er den Zehn- bis Dreizehnjährigen. Name, Adresse, Aussehen, Alter, Interessen, Freunde, ja sogar der Weg zur Schule (sofern das Smartphone eingeschaltet im Schulranzen liegt), sind im Austausch gegen Videos, Spiele oder Suchergebnisse ein kostbares Kapital. „Wer von Euch hat ein eigenes Smartphone?“, fragt der Medienpädagoge. Nahezu alle Hände schnellen in die Höhe. Und genau da liegt die Krux: sorgende Eltern überlassen ihren Kindern ein Smartphone, damit sie auch im Notfall erreichbar sind. Sie möchten ihnen ein Telefon zur VerfüguDigitaltrainer Daniel Wolff über Chancen und Risiken bei der Smartphone Nutzungng stellen und realisieren nicht, dass es ein Multifunktionsgerät ist, mit dem kaum noch telefoniert wird. Ein Instrument, das durchaus nützlich sein, aber auch schnell zu Schaden führen kann. „Ihr könnt Gesehenes nicht ungesehen machen“, vermittelt Daniel Wolff den Kindern und warnt vor Gewaltvideos und Pornoseiten. Ein reales Problem: denn mangels ausreichendem Jugendschutz im Internet können auch sehr junge Smartphone-Nutzer ungewollt auf solchen Seiten landen.

Doch auch die harmlose Nutzung birgt Risiken: Social Media und eine ständige Erreichbarkeit bedeuten Stress pur. Durchschnittlich sechs bis sieben Stunden am Tag schauen Kinder und Jugendliche hierzulande auf ihre Bildschirme. Fehlhaltungen, Kopfschmerzen, Kurzsichtigkeit, Aggression und Suchtverhalten sind nur einige der gravierendsten Folgen. „Es ist unbedingt notwendig, dass die Schülerinnen und Schüler frühzeitig im Umgang mit ihren Smartphones geschult werden“, betont die stellvertretende Schulleiterin des Gymnasiums Puchheim, Dr. Monika Christoph. Deshalb organisierte die Schule zusammen mit Förderverein und Elternbeirat den Projekttag. „Digitale Mediennutzung ist fest in unserer Gesellschaft verankert“, begründet Dr. Monika Christoph die Schulveranstaltung. Man könne sie nicht ignorieren oder verbieten. Vielmehr müssten die Kinder lernen, sicher und verantwortungsbewusst Chancen und Risiken zu erkennen und abzuwägen.

Doch das klappt nur, wenn alle an einem Strang ziehen. Aus diesem Grund endet der Projekttag mit einem Eltern-Abend, der sensibilisieren und praktische Tipps geben soll: Was tun, wenn der Nachwuchs das Handy nicht aus der Hand legen will? Wenn unerlaubte Spiele gespielt, die Nutzungsregeln nicht eingehalten werden? „Handyverbot ist dabei das schlechteste Mittel der Wahl“, verkündet Referent Daniel Wolff. Doch die Erklärung des Experten klingt logisch: Die Angst vor Smartphone-Verbot ist nicht zu unterschätzen. Kommt das Kind in digitale Schwierigkeiten, muss es sich jedoch ohne Furcht vor Entzug vertrauensvoll an Mutter oder Vater wenden können. Fazit: Geben Eltern ihrem Kind ein Smartphone an die Hand, müssen sie es beim sorgsamen Umgang damit auch aktiv begleiten.

Regine Gerriets